DARM KRANK, ALLES KRANK

Obwohl fast jede chronische Krankheit direkt oder indirekt mit dem Darm zu tun, vergessen wir ihn oft.

 

Doch der Darm ist der heimliche Herrscher unseres Körpers.

 

Denn er vereint zentrale Aufgaben: BarrierefunktionVerteidigung, Versorgung, Hormonbalance & Steuerung von Emotionen (Nervensystem).

 

Kurz gesagt: Darm gut, alles gut.

 

Wenn Du unter wiederkehrenden Beschwerden leidest, solltest Du immer auch den Darm untersuchen lassen. Auch dann, wenn keine Verdauungsbeschwerden bestehen.

VERSORGUNG

Über den Darm wird unser Organismus mit Nährstoffen versorgt. Dazu gehören die Makronährstoffe Eiweiß, Kohlenhydraten und Fette. Aber auch die sog. Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffe. Sie liefern die Hauptquelle für Antioxidantien.

 

Ein kranker Darm verhindert das. Denn ohne intakte Darmschleimhaut und Darmflora sinkt die Fähigkeit wichtige Nährstoffe aufzunehmen. Im übrigen auch die von Nahrungsergänzungsmitteln! Wir brauchen diese Nährstoffe allerdings dringend als Bausubstanz für Botenstoffe, Enzyme, Hormone, Neutransmitter, Gewebe, Muskeln etc. Wenn sie fehlen, können wichtige Prozesse im Körper nicht mehr richtig ablaufen. Krankheiten entstehen. Deswegen können bei den meisten Erkrankungen Defizite von Mikro- und Makronährstoffen nachgewiesen werden. Verursacht durch mangelnde Ernährung und einen kranken Darm.

 

Daher ist eine Umstellung der Ernährung der erste wichtige Schritt in Richtung Darmgesundheit. Doch manchmal reicht auch das nicht aus. Wenn beispielsweise die guten Darmbakterien fehlen, können Ballaststoffe in Obst und Gemüse nicht verwertet werden. Allerdings ist das essentiell für die Stabilisierung der Darmschleimhaut. Denn die Darmschleimhaut ist abhängig von den kurzkettigen Fettsäuren, die durch die Zersetzung der Ballaststoffe durch die Darmbakterien gewonnen werden. Insbesondere vom Butyrat als Hauptenergiequelle der Dickdarm-Epithelzellen. In diesen Fällen ist eine ganzheitliche Darmsanierung empfehlenswert.

Nährstoffe für den Darm
Nahrungsmittelunverträglichkeiten

VERTRÄGLICHKEIT VON LEBENSMITTELN

Versorgung und Verträglichkeit bedingen sich gegenseitig. Ist die Versorgung des Darms nicht gegeben, sinkt die Fähigkeit Nahrung zu zerkleinern, aufzuspalten und aufzunehmen. Die Akzeptanz gegenüber Lebensmitteln sinkt. Allergien und Intoleranzen entstehen. Die damit verbundenen Einschränkungen spitzen die schlechte Versorgungslage weiter zu. Für den Darm, den Organismus – und nicht zu vergessen: für die Seele. Ein Teufelskreis beginnt.

 

Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Allergien oder Intoleranzen aller Art wie Histaminintoleranz, Fructoseintoleranz, Lactoseintoleranz, Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS), Sorbitintoleranz oder Salicylatintoleranz haben – wie soll es auch anders sein – ihren Ursprung in einem geschwächten MagenDarmTrakt.

 

Du willst Deine Verträglichkeit für Lebensmittel verbessern? Dann solltest Du Deinen Darm wieder fit machen. Denn nur dann funktionieren die Transportsysteme für die Aufnahme von Fructose & Sorbit. Nur dann können die Enzyme Diaminoxidase (DAO) und Lactase für den Abbau von Histamin und Lactose hergestellt werden. Und nur dann können Fremdeiweisse daran gehindert werden, die Darmschleimhaut zu passieren. Denn Eindringlinge aktivieren das Immunsystem und begünstigen die Entstehung von Allergien.

 

Neben dem Darm gibt es noch viele weitere Störfelder. Wusstest Du, dass z.B. Schilddrüsenhormone die Glut-5 Transporter für die Aufnahme von Fructose aktivieren? Oder, dass zu viel Östrogen nicht nur vermehrt Histamin aus den Mastzellen ausschüttet, sondern auch die DAO blockiert?

IMMUNSYSTEM

80% des Immunsystems sitzen im Darm. Der Darm ist somit die Abwehrzentrale. Ist der Darm krank, steigt die Infektanfälligkeit.

 

Viele Studien zeigen, dass ein durchlässiger Darm (Leaky-Gut-Syndrom) ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen ist. Darunter Hashimoto-Thyreoditis, Zöliakie, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Multiple Sklerose, Diabetes mellitus, Rheumatoide Arthritis und Lupus erythematodes. Man vermutet, dass die Entzündungsprozesse der Darmschleimhaut das dort hauptsächlich ansässige Immunsystem umprogrammieren können. Besteht eine genetische Prädisposition für eine Autoimmunerkrankung, kann ein kranker Darm den Ausbruch triggern.

 

Alle Schleimhäute stehen in Verbindung. Der Darm produziert u.a. Antikörper des Typs IgA (Immunglobuline A) als Abwehrschutz. Ein geschwächter Darm verbraucht das IgA. Ein gesunder Darm, kann überschüssiges IgA an andere Schleimhäute abgeben. Wiederkehrende Infekte in anderen Schleimhäuten wie Nasennebenhölenentzündungen, Blasenentzündungen oder Bronchitis können daher immer auch ein Hinweis für einen geschwächten Darm sein.

Immunsystem
Schutzbarriere Darm

SCHUTZBARRIERE

Der Darm befindet sich in unserem Körper. Streng genommen handelt es sich aber um eine nach innen gestülpte Außenwelt.

 

Der Darm ist die größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Zum Vergleich: Die Lunge mit 100qm und Haut mit 2qm haben nicht annähernd so viel Fläche wie der Darm mit 400-500qm.

 

Über diese Fläche kommt der Darm täglich mit mehr fremden Stoffen in Kontakt als das restliche Immunsystem über das gesamte Leben. Die intestinale Permeabilität (Durchlässigkeit der Darmbarriere) entscheidet, welche Stoffe aufgenommen werden. Der Rest wird wieder ausgeschieden.

 

2 Aspekte sind daher essentiell. Erstens: Die Darmbarriere muss intakt sein. Dazu gehört nicht nur eine gesunde Darmschleimhaut, sondern auch eine protektive Darmflora.

 

Eine dysfunktionale Darmbarriere erlaubt es körperfremden Proteinen, Toxinen, Bakterien etc. in den Blutkreislauf einzutreten. Das aktiviert das in der Darmschleimhaut ansässige Immunsystem mit weitreichenden Folgen. Darunter Entzündungen der Darmschleimhaut, stille Entzündungen, Allergien, Autointoxikation, Autoimmunerkrankungen etc.

Eine intakte Darmbarriere ist somit essentiell. Dazu gehört nicht nur eine gesunde Darmschleimhaut, sondern auch eine protektive Darmflora. Denn das gewährleistet Schutz & Toleranz gegenüber harmlosen Stoffen wie Nahrungsmittelbestandteilen, Pollen etc.

PSYCHE & ENERGIE

Darm und Gehirn sind über den Vagusnerv miteinander verbunden. Sie kommunizieren über die sog. Darm-Hirn-Achse miteinander.

 

Darmbakterien produzieren außerdem Botenstoffe – oder deren Vorstufen –, die unsere Stimmung beeinflussen.

 

Jedes Burnout, jede Depression hat fast immer auch ein organisches Problem wie u.a. fehlende Nährstoffe, um beispielsweise Neurotransmitter zu bilden. Mitverursacht durch einen kranken Darm.

 

Zusätzlich hat der Darm und unsere Ernährungsweise einen großen Einfluss auf unsere Energie.

 

Bist Du nach dem Essen müde? Schlecht zusammengestellte Mahlzeiten können viel Energie für die Verdauung in Anspruch nehmen. Sind sie zudem stark verarbeitet und enthalten viele Zusatzstoffe & schlechte Fette, muss die Leber Überstunden machen. Auch das raubt Energie (Wusstest Du, dass Müdigkeit der Schmerz der Leber ist?). All diese Energie steht uns dann nicht mehr für andere wichtige Dinge zur Verfügung.

 

Die Schilddrüse ist das „Gaspedal unseres Stoffwechsels“. Müde & antriebslos oder aktiv & unternehmungslustig. Darüber entscheiden die Schilddrüsenhormone. Allerdings nur die aktiven. Die Schilddrüse produziert jedoch vorrangig inaktive Schilddrüsenhormone. Diese müssen erst in anderen Geweben aktiviert werden. Davon rd. 20% im Darm. Ein kranker Darm wird dich also zwangsläufig „untertourig“ durchs Leben fahren lassen.

STILLE ENTZÜNDUNGEN

Eine Entzündung ist grundsätzlich etwas Positives. Das Problem ist nicht, dass sie kommt, sondern entsteht erst dann, wenn sie nicht wieder geht. Wenn sie unbemerkt voranschreitet und den Körper schwächt. Das passiert auch dann, wenn Du keine Symptome bemerkst. Man nennt dieses Phänomen stille Entzündungen bzw. silent inflammation.

 

Ein durchlässiger Darm (Leaky-Gut-Syndrom) kann die Ursache für eine stille Entzündung sein. Wenn der Verdauungstrakt nicht mehr dichthält, können Fremdsubstanzen in den Organismus gelangen.

 

Das Problem: Die Stoffe gelangen an Orte, an denen sie nichts zu suchen haben. Dein Körper reagiert auf die Fremd-Antigene. Er schüttet entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) aus, die eine stille Entzündung entstehen lassen können.

 

Forschungen zeigen, dass das Leaky-Gut-Syndrom für zahlreiche Erkrankungen mitverantwortlich ist. Insbesodnere Autoimmunerkrankungen (siehe oben).