Trotz Apfelallergie – Endlich wieder Äpfel essen!

Äpfel sind lecker und gesund. Aber viele Menschen – insbesondere Heuschnupfenallergiker – reagieren allergisch auf Äpfel. Was viele nicht wissen: eine Apfelallergie ist häufig sortenabhängig.

Die Apfelallergie

Ursächlich für eine Apfelallergie ist in der Regel eine Pollenallergie. Denn die Allergene des Apfels weisen eine hohe Ähnlichkeit mit den Allergenen der Pollen auf. Es entsteht dann eine sog. Kreuzreaktion bzw. Kreuzallergie.

In der Regel treten Symptome etwa 5-20 Minuten nach dem Verzehr von Äpfeln für die Dauer von 1-2 Stunden auf.

Typische Symptome einer Apfelallergie sind:

  • Juckreiz und Brennen an Lippe, Mund, Zunge, Nase oder Augen
  • Anschwellen der Zunge, der Mundschleimhaut, des Rachens
  • Fließschnupfen
  • Quaddelbildung der Haut
  • Atembeschwerden
  • Durchfall und Übelkeit

Personen mit einer Apfelallergie meiden Äpfel häufig rigoros. Doch ein kompletter Verzicht auf Äpfel ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

Gezüchtete Apfelsorten sind schlechter verträglich

Es existieren über 500 verschiedene Apfelsorten. Im Supermarkt spiegelt sich diese Vielfalt leider nicht wider. Dort findet man vorwiegend die gezüchteten Sorten aus der Massenproduktion von Großplantagen wie z.B. Golden Delicious oder Jonagold. Die neuen Apfelsorten werden jedoch von Allergikern sehr viel schlechter vertragen als die alten Sorten.

Alte Apfelsorten sind verträglicher

Alte Apfelsorten hingegen werden von Apfelallergikern oft sehr gut vertragen. Sie schmecken tendenziell saurer und weisen eine schnellere Bräunung der Schnittflächen auf. Verantwortlich hierfür sind sogenannte Polyphenole. Diese Pflanzenstoffe sind für unsere Gesundheit ähnlich bedeutsam wie Vitamine und wurden in den neuen Apfelsorten weitestgehend herausgezüchtet. Für die Verträglichkeit sind diese Stoffe jedoch von großer Bedeutung. Welche der alten Apfelsorten für Allergiker besonders empfehlenswert sind, ist kaum untersucht. Aus diesem Grund hat der BUND Lemgo in einem gemeinsamen Projekt mit Obstbauern und betroffenen Apfelallergiker Erfahrungswerte hinsichtlich der Verträglichkeit verschiedener Apfelsorten zusammengetragen:

Alte verträgliche Apfelsorten:

  • Roter Boskoop
  • Schöner aus Boskoop
  • Landsberger Renette
  • Gravensteiner
  • Jonathan
  • Roter Berlepsch
  • Goldrenette Freiherr von Berlepsch
  • Altländer Pfannkuchenapfel
  • Minister von Hammerstein
  • Weißer Klarapfel
  • Wintergoldparmäne

Neue unverträgliche Apfelsorten:

  • Braeburn
  • Granny Smith
  • Jonagold
  • Golden Delicious
  • Cox Orangenrenette etc.

Ein individuelles Austesten auf Verträglichkeit bleibt jedoch unumgänglich. Denn so wie neue Apfelsorten nicht zwangsläufig allergische Reaktionen hervorrufen müssen, sind alte Apfelsorte nicht per se verträglich.

Es empfiehlt sich mit kleinen Mengen (z.B. einem kleinen Schnitzer Apfel) zu starten. Treten keine Reaktionen auf, kann Menge und Häufigkeit des Verzehrs gesteigert werden. Im Sinne der Rotationsdiät sollten Apfelallergiker ihr Immunsystem jedoch nicht unnötig belasten und selbst verträgliche Apfelsorten nicht täglich konsumieren, sondern immer wieder Pausen von einigen Tagen einlegen.

Desensibilisierung über den Konsum verträglicher Sorten

Eine Studie des Allergiezentrums der Berliner Charité u.a. in Kooperation mit dem BUND Lemgo aus dem Jahr 2016 lässt darüber hinaus hoffen, dass ein regelmäßiger Konsum von verträglichen Apfelsorten im Rahmen einer Desensibilisierung auch die gezüchteten Apfelsorten wieder verträglicher macht.

Wo kann ich die verträglichen Apfelsorten kaufen?

Die Apfelsorte „Boskoop“ ist vereinzelt in Supermärkten erhältlich. Ausgefallene ältere Apfelsorten findet man am Besten auf Wochenmärkten. Auch ein Blick in die Apfelgallerie in Berlin-Schöneberg lohnt sich. Hier findet man ebenfalls eine Auswahl älterer Apfelsorten aus Brandenburg.

Verträglichkeit zusätzlich erhöhen

Eine Allergie wird durch sogenannte Allergene ausgelöst. Das sind ganz bestimmte Anordnungen von Aminosäuren (Eiweiße) in einem Lebensmittel oder einer Pflanze. Durch den Verarbeitungs- und Zubereitungsprozess können diese Strukturen verändert werden. Dadurch kann neben der Wahl verträglicher Apfelsorten eine Verbesserung der Verträglichkeit erzielt werden.

SCHÄLEN

In der Schale von Äpfeln ist der Vitamingehalt bis zu siebenmal so hoch wie der des Fruchtfleischs. Dort befinden sich aber leider auch die meisten Allergene. Durch das Schälen des Apfels kann der Kontakt mit der größten Menge an Allergenen vermieden werden.

ERHITZEN

Rohe Äpfel sind für viele Apfelallergiker schlechter verträglich. Werden die Äpfel vor dem Verzehr erhitzt, kann die Verträglichkeit beträchtlich gesteigert werden. Apfelkuchen oder Apfelmus sind daher für Allergiker häufig unproblematischer.

RASPELN

Teilweise genügt bereits das Feinraspeln von Äpfeln, um die Verträglichkeit zu steigern. Denn durch das Raspeln werden fruchteigene Enzyme aktiviert, die die Allergene inaktivieren können.

LAGERUNG

Auch die Lagerung spielt eine große Rolle. So sind frisch geerntete Äpfel verträglicher als lange gelagerte Äpfel. Man geht davon aus, dass sich gewisse Inhaltstoffe und Eiweiße im Zeitablauf abbauen, die maßgeblichen Einfluss auf die Verträglichkeit haben.

WASCHEN

Wer seinen Apfel nicht schält, sollte ihn immer gründlich waschen. Dadurch werden allergische Reaktionen auf verwendete Pestizide oder Wachse vermieden.

FAZIT

Generell gibt es keine allergenfreien Apfelsorten. Alte Apfelsorten werden jedoch sehr viel besser vertragen als die neue gezüchteten Sorten. Wer jahrelang aufgrund einer Allergie auf Äpfel verzichtet hat, könnte mit einem erneuten Austesten verträglicher Sorten nicht nur wieder in den Genuss von Äpfeln kommen, sondern über einen regelmäßigen Verzehr dieser Sorten auch zu einer besseren Verträglichkeit zuvor unverträglicher Apfelsorten beitragen. Darüber hinaus können allergische Reaktionen auf Äpfel über die Zubereitungsart reduziert bzw. vermieden werden.

Die Initiative BUND Lemgo bringt jedes Jahr einen Wandkalender über „Alte Apfelsorten für Allergiker“ heraus. So fällt der Einkauf beim nächsten Wochenmarktbesuch noch ein bisschen leichter 🙂