Wenn Weizen krank macht

Wenn Weizen krank macht

Weizen ist weltweit die am meisten konsumierte Getreidesorte. Weizen ist billig und bindet gut. Deswegen wird Weizen in der Lebensmittelindustrie gern und viel verwendet. Neben Brot und Backwaren findet sich Weizen in vielen Fertigprodukten wie Suppen, Soßen, Pizza, Pasta, Panaden, Süßigkeiten, Chips, Frühstücksflocken, Milchprodukten wie Joghurts, Puddings und vielem mehr.

Doch der heutige Weizen ist kein gesundes Naturprodukt mehr. Um die Ertragskraft zu steigern und Schädlinge abzuwähren, ist Weizen über die Jahre stark verändert worden. Das hat dazu geführt, dass der Glutengehalt von ursprünglich 5% auf bis zu 50% gestiegen ist. Das moderne Hochleistungsgetreide enthält zudem in unnatürlich großen Mengen sogenannte ATIs (Amylase-Trypsin-Inhibitoren), die als Insektenabwehrstoffe fungieren.

Der Konsum von Weizen ist für viele Menschen problematisch. Dabei unterscheidet man drei Formen der Unverträglichkeit:

Zöliakie

Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das im Weizen enthaltene Gluten (bzw. die Unterkategorie Gliadin) zu einer chronischen Entzündung des Dünndarms führt. Die Entzündung verursacht wiederum die Rückbildung der Dünndarmzotten (Zottenatrophie). Diese sind für die Aufnahme von Nährstoffen im Darm verantwortlich. Eine unbehandelte Zöliaki kann neben chronischen Entzündungswerten, einen erheblichen Nährstoffmangel verursachen. Wer von Zöliakie betroffen ist, muss ein Leben lang auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten. Schon kleinste Mengen können für Betroffene gefährlich werden.

Diagnostik

Die Zöliakie wird anhand eines Bluttestes in Kombination mit einer Dünndarmbiopsie diagnostiziert. Im Blutbild zeigen sich erhöhte Antikörper wie Transglutaminase-Antikörper (tTG), Endomysium-Antikörper (EMA) bzw. Autoimmun-Antikörper (IgA) gegen Gliadin. Über die Biopsie kann festgestellt werden, inwieweit eine chronische Entzündung der oberen Dünndarmschleimhaut vorliegt.

Weizenallergie

Bei einer Weizenallergie reagiert das Immunsystem überschießend auf verschiedene Weizeneiweiße wie z.B. auf Gliadin. Sie ist selten und trifft vor allem Menschen, die in Bäckerein arbeiten. Je nachdem, wo der Weizen hingelangt, kommt es zu typisch allergischen Reaktionen wie Schwellungen in Mund und Nase, tränenden, juckenden Augen, Husten (Bäckerasthma), Hautausschlägen sowie Darmbeschwerden.

Diagnostik

Im Blutbild zeigen sich entsprechend erhöhte IgE-Antikörper. Aber nur etwa 10% der Unverträglichkeiten sind echte Allergien. Viel häufiger handelt es sich um Nahrungsmittelintoleranzen wie der Weizen- bzw. Glutenintoleranz (bzw. Sensitivtät).

Weizen- bzw. Glutensensitivität/-intoleranz

Bei der Weizen- bzw. Glutensensitivität sind Blutanalysen häufig unauffällig. Es handelt sich hierbei weder um eine Autoimmunerkrankung noch um eine Allergie, obgleich diese Form der Überempfindlichkeit häufig auch mit Entzündungen einhergeht.

Die Intoleranz kann auf unterschiedliche Bestandteile des Weizens zurückgeführt werden. Neben dem drastisch gestiegenen Glutengehalt im Weizen, stehen auch andere Eiweiße im Verdacht die Weizensensitivität auszulösen. Allen voran die Insektenabwehrstoffe ATIs. Aber auch bestimmte Kohlenhydratverbindungen im Weizen – die sogenannten FODMAPS (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols) – können Entzündungen im Körper auslösen. Eine unbewusst oder bewusst nicht behandelte Glutensensitivität kann die Entwicklung von chronischen Krankheiten und Autoimmunerkrankungen begünstigen (Zöliakie, Hashimoto Thyreoiditis etc.).

Diagnostik

Die Diagnose der Weizensensitivität ist schwierig. Bislang existiert noch keine Möglichkeit eine Weizensensitivität labortechnisch nachzuweisen. Führt der Ausschluss von Weizen & Co. trotz negativer Zöliakie- und Weizenallergietestung zum Abklingen der Beschwerden, kann von einer Sensitivität gegenüber Weizen ausgegangen werden.

HINWEIS:

Neue empirische Erhebungen zeigen, dass eine jahrelang nicht diagnostizierte oder bewusst nicht beachtete Glutensensitivität auch zu einer Reisunverträglichkeit führen kann. Diese Erkenntnis ist neu. Für Betroffene ist dieses Wissen jedoch maßgeblich für eine vollständige Genesung.

Eine Ernährung mit glutenfreien Getreidesorten ist nicht für jede Person mit einer Weizenunverträglichkeit empfehlenswert. Jede Getreidesorte enthält andere Formen von Gluten, die für einen geschwächten und glutensensiblen Organismus problematisch sein können.

Ebenso führt eine komplette Nahrungsumstellung auf sogenannte „glutenfrei Produkte“, die häufig eine Aneinanderreihung von künstlichen Inhaltsstoffen, Stabilisatoren, Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und allergenen Zutaten wie Soja und Milcheiweiß darstellen, regelmäßig nicht zur Regeneration des Darms bzw. zu einem vollständigen Abklingen von Entzündungen und Symptomen.

Der NDR hat hierzu eine kurze Reportage produziert, die die wesentlichen Punkte zusammenfasst:

NDR Reportage Weizen